… eine gesundheitskompetenzfördernde Perspektive. Ein gesundheitskompetenzfördernder Sprachkurs lenkt den Blick nicht nur auf die sprachlichen Lernziele, sondern auch inhaltlich auf Gesundheitsthemen (i), macht neben der Defizit-Perspektive auf Gesundheit auch die Differenz-Perspektive stark (ii), zeichnet sich durch Ressourcenorientierung (iii), Handlungsorientierung (iv) und Partizipation (v) aus.
(i) Sprachliche plus weitere Lernziele: Die Hauptaufgabe des Sprachkurses ist die Vermittlung der deutschen Sprache und der Erwerb von Kommunikationsfähigkeiten in verschiedenen Handlungsfeldern einschließlich des Handlungsfeldes Gesundheit. Für eine erfolgreiche Kommunikation in diesen Handlungsfeldern mit den jeweiligen Handlungssituationen sind neben dem Sprachvermögen auch Kenntnisse dazu erforderlich. Im Sinne des Content-and-Language-Integrated-Learning können Sie als Dozierende:r die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden auch auf die Inhalte lenken und dadurch den Teilnehmenden helfen, nicht nur sprachlich sondern auch inhaltlich im Alltag kompetent zu handeln.
→ In dieser Ideensammlung finden Sie zahlreiche Anregungen, welche Themen für Ihre TN interessant sein könnten und wie Sie diese Themen im Unterricht aufgreifen können. (Kapitel und Unterkapitel-Abschnitt B)
(ii) Defizit- & Differenz-Perspektive: Die Art und Weise, wie wir Menschen betrachten, prägt unseren Unterrichtsstil. Wir können entweder darauf achten, was der/die Teilnehmende nicht kann (Defizit) oder was er/sie bereits kann und ggf. anders macht (Differenz). Aus einer Defizit-Perspektive heraus würde vorrangig darauf geachtet, was neu zugewanderten Menschen noch nicht können (z. B. die deutsche Sprache oder richtig mit dem Arzt zu kommunizieren) und anhand eines Idealbildes festgelegt, was diese erwerben sollen (Sprachkompetenzen B1), aber auch ‚das optimale Gesundheitsverhalten‘, wobei Letztgenanntes aus kritisch-analytischer Perspektive dem sogenannten “Healthismus”, einer patriarchalen, bevormundenden Version der Gesundheitserziehung ähnelt. Hingegen erkennt die Differenz-Perspektive ebenso an, dass zugewanderte Menschen bereits viele Kenntnisse, Erfahrungen und Einstellungen erworben haben, die teilweise gleich, aber auch teilweise abweichend von der vorherrschenden Perspektive im deutschen Gesundheitswesen sind. Somit ermöglicht die Differenzperspektive zu sehen, was zugewanderte Menschen mitbringen, die Menschen und ihre Ressourcen wertzuschätzen und diese Ressourcen im Unterricht zu berücksichtigen.
→ In dieser Handreichung finden Sie vielfältige Tipps, wie Sie dies aufgreifen können z. B. durch Gespräche über Bilder, Geschichten, kritische Fallsituationen, Statements und eigene Erfahrungen. (Unterkapitel-Abschnitt B-D)
(iii) Ressourcen-Orientierung: Mit einer differenz- und nicht nur defizitorientierten Sichtweise liegt der Schwerpunkt nicht ausschließlich auf dem Mangel, dem Fehlenden und den Fehler der TN, sondern schließt ebenso die Ressourcen der TN ein. Dabei geht es darum, die bestehenden Ressourcen jedes einzelnen TN zu entdecken, einzubeziehen und zu stärken, die dem/der TN helfen, die vielen unvorhersehbaren Situationen – aktuell aber auch zukünftig – zu bewältigen.
→ Diese Handreichung gibt Ihnen zahlreiche Tipps, wie Sie die einzelnen Facetten von GK gezielt fördern können.
(iv) Handlungsorientierung: Da sich Gesundheitskompetenz in der tatsächlichen Ausführung der Handlung zeigt, ist eine hohe Handlungsorientierung im Unterricht und die Einbeziehung von realen Beispielen aus dem Leben zu empfehlen. Studien zeigen, dass das Erlernen des Wortschatzes für bestimmte Themen nicht ausreichend ist, sondern dass es wichtig ist, diesen aktiv in Handlungssituationen im Kontext einzuüben und diesen sowohl in vertrauten als auch in neuen Situationen anzuwenden.
→ Die Handreichung zeigt Ihnen für jedes Thema verschiedene Handlungssituationen auf und gibt Anregungen, wie diese eingeübt werden können. (Unterkapitel B-C)
(v) Partizipative Lernanlässe: Ideale Unterrichtseinheiten, die der Differenz-Perspektive, Ressourcenorientierung und Handlungsorientierung gerecht werden, sind partizipativ gestaltet und greifen auf vielerlei kooperative Lernformen zurück. Darin werden sowohl die Dozierenden zum Lernenden als auch und die TN zu Expert:innen werden. Partizipation kann verschiedene Formen annehmen: neben dem Erfragen und der Auswahl von Themen können Sie die TN auch bei der Gestaltung des Kurses (im Rahmen des Möglichen) einbinden und die TN können einzelne Aufgaben übernehmen (zur Förderung des Gemeinschaftsgefühls im Kurs).
→ Die Handreichung bietet Ihnen manigfaltige Ideen wie Sie den Kurs insgesamt partizipativer gestalten können und Unterrichtsideen, um die einzelnen Themen anhand partizipativer Übungen zu vertiefen.