
Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und Migrationshintergrund sind oft mit vielerlei Herausforderungen im Gesundheitswesen, bei der Bewältigung der Belastungen im Alltag und dem gesundheitsbezogenen Handeln konfrontiert. Eine gute Gesundheitskompetenz hilft ihnen dabei, die Herausforderungen meistern zu können. Doch welche Kenntnisse zu Gesundheitskompetenz von zugewanderten Menschen gibt es? Was benötigen sie und wie können wir ihre Gesundheitskommunikation verbessern? Das erfahren Sie hier.
Wie ist die Gesundheitskompetenz von zugewanderten Menschen?
Zugewanderten Menschen sind sehr vielfältig und jede*r Einzelne*r ist individuell mit den eigenen Ressourcen (Bildung, Sprache, Erfahrungen, Kompetenzen), der Lebenssituation, Migrationserfahrung, Unterstützung, Möglichkeit und Gesundheitszustand. Deswegen ist es nicht möglich, über zugewanderte Menschen als eine homogene Gruppe zu sprechen.
Was viele zugewanderte Menschen jedoch verbindet, ist, dass sie die deutsche Sprache lernen, sich in einem neuen Kontext zurechtfinden und ein neues Leben aufbauen müssen. Wenige Studien greifen die Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund separat auf und belegen, dass die Gesundheitskompetenz von Menschen mit Migrationshintergrund geringer ist als bei Menschen ohne Migrationshintergrund. Dieser Unterschied verschwindet jedoch bei Jugendlichen (= ist nicht mehr statistisch bedeutsam), sobald man den Bildungshintergrund der Eltern berücksichtigt (Quenzel et al. 2016, S. 43).
Deswegen ist es wichtig, nicht per se von einer zu geringen Gesundheitskompetenz bei allen zugewanderten Menschen auszugehen, sondern genauer hinzuschauen und die vielfältigen Einflüsse auf Gesundheitskompetenz und Handlungskontexte und -anlässe für Gesundheitskompetenz mit in den Blick zu nehmen.
Welche Gesundheitsinformationen benötigen zugewanderte Menschen (besonders)?
Eine Studie von Philippi et al unter geflüchteten Menschen und ihren Ärzten ergab, dass diese Informationen und Kompetenzen in 6 Bereichen benötigen: der Struktur und Aufbau des Gesundheitswesen, Finanzierung, der Arzt-Patient*innen Beziehung, dem Gesundheitsverhalten und Prävention, Medikamentenmanagement sowie Psyche und Somatisierungen (Philippi et al. 2018).
Zugleich geben andere Akteure aus dem Gesundheitsbereich an, dass es nicht primär um das Wissen zum Aufbau des Gesundheitssystems, zu bestimmten Krankheiten und zu deren Behandlung geht, sondern gesundheitsbezogene Programmen zielführender und erfolgreicher sind, wenn sie die soziale Dimension von Gesundheit fokussieren, in dem sie den Aufbau von Netzwerken, der Förderung von sozialer Unterstützung und dem Schaffen bedeutungsvoller Aufgaben (z. B. in der Familie, am Arbeitsplatz oder der Gesellschaft) begünstigen (Wächter-Raquet 2016; IMC 2017).
Zudem ist es wichtig, das Vertrauen, die (Widerstands-)Ressourcen und den Köharenzsinn des Individuums zu stärken, weil diese nachweislich den Menschen gesund halten.(3) Der Kohärenzsinn setzt sich zusammen aus der Fähigkeit zum Verstehen der Situation (Comprehensibility), der Fähigkeit zum Umgang damit (Manageability) und zum Geben einer Bedeutung und einen Sinn (Meaningfulness) aufzubauen. (MJA InSight 2016).
Wie kommunizieren zugewanderte Menschen gesundheitsbezogenen Informationen?
Die Förderung der Gesundheitskompetenz ist stark abhängig davon, wie Gesundheitsinformationen vermittelt und empfangen werden. Qualitative Studien und insbesondere ethnografische Studien zum Gesundheitshandeln im Alltag zeigen, dass die gesundheitsbezogene Kommunikation weit mehr ist als nur das Gespräch mit dem Arzt/der Ärztin in der offiziellen Sprache des Landes. Hingegen werden unzählige Kanäle und Präsentationsweisen genutzt (mündlich, schriftlich, visual, analog, digital, in verschiedenen Sprachen, verschiedenen sprachlichen Registern) werden und denen aufbauend auf zahlreichen Begründungen mehr oder weniger Glaubwürdigkeit und Vertrauen entgegengebracht wird. (siehe z. B. Bittlingmayer et al. 2020).
Die Förderung der Gesundheitskompetenz ist stark abhängig davon, wie Gesundheitsinformationen vermittelt und empfangen werden. Qualitative Studien und insbesondere ethnografische Studien zum Gesundheitshandeln im Alltag zeigen, dass die gesundheitsbezogene Kommunikation weit mehr ist als nur das Gespräch mit dem Arzt/der Ärztin in der offiziellen Sprache des Landes. Hingegen werden unzählige Kanäle und Präsentationsweisen genutzt (mündlich, schriftlich, visuell, analog, digital, in verschiedenen Sprachen, verschiedenen sprachlichen Registern) werden und denen aufbauend auf zahlreichen Begründungen mehr oder weniger Glaubwürdigkeit und Vertrauen entgegengebracht wird. (siehe z. B. Bittlingmayer et al. 2020).
Aufgrund dieser Vielgestaltigkeit des Umgangs mit gesundheitsbezogenen Informationen haben die bisherigen sprachsensiblen Angebote für zugewanderte Menschen noch nicht den Reichtum und die Kreativität ausgenutzt. Für Sprach- und Integrationskurse bedeutet dies, dass Dozierende gemeinsam mit den TN entdecken können, wie sie persönlich gerne Informationen weitergeben, verstehen, bewerten und anwenden. Zugleich kann es für die TN augenöffnend sein, die im Gesundheitswesen vorherrschende ‘Kultur’ kennen und darin handeln zu lernen.
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- Literaturquellen
- Bittlingmayer et al 2020:
- (MJA InSight 2016)